Dorfchronik

Altbürgermeister Erich Geiß, der sich zielstrebig für zahlreiche Projekte einsetzte

Erich Geiß setzte sich als Bürgermeister für die Gemeinde ein. Er trat die nachfolge von Richard Molter an.

vom 1. November 2022 I von Rudi Weber

Erich Geiß beobachtet gemeinsam mit Adolf Schuch, wie der Dorfbrunnen wieder aufgebaut wird, der frischsaniert aus der Eifel zurückkommt.

Dieser Text ist zu erst in der Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“ erschienen.

Es war der 1. März 1958, als Erich Geiß sich das erste Mal in dem Dorf umsah, das für den Rest seines Lebens sein Zuhause sein sollte. Der erste Eindruck war ernüchternd. „Als ich Schmißberg im Hellen gesehen habe, war ich enttäuscht“, erzählt Erich Geiß nachdenklich. Der gebürtige Niederwörresbacher war Anderes gewöhnt. In seinem Heimatdorf waren zu dieser Zeit bereits alle Straßen asphaltiert. In Schmißberg dagegen war die Hauptstraße ein Feldweg, es gab nur ein paar wenige Häuser und nicht mehr als zwei Autos und ein Telefon.

Auch wenn der erste Eindruck ernüchternd war, Erich Geiß blieb. Denn der damals 24-Jährige hatte sein Herz an eine Schmißbergerin verschenkt: Anita. Die beiden lernten sich in Birkenfeld bei einer Tanzveranstaltung kennen. Mit dem Funken, der in der Turnhalle übersprang, begann nicht nur eine große Liebesgeschichte, sondern auch die eines engagierten Kommunalpolitikers.

Vom Forstamt zur Kreisverwaltung

Erich Geiß wurde am 14. Mai 1933 an einem Muttertag in Niederwörresbach geboren. Als er 1947 die Volksschule beendete, suchte er vergeblich nach einer Lehrstelle. Sein Wunsch, ein Handwerk zu erlernen, blieb unerfüllt. Sein Vater hatte andere Pläne: Erich sollte eine Lehre im Forstamtsbüro in Herrstein beginnen. Er tat es, wenn auch widerwillig. Doch die Arbeit am Schreibtisch füllte ihn auch nach der Versetzung in das Forstamtsbüro in Birkenfeld nicht aus. Er wechselte in die Kreisverwaltung und besuchte neben der Arbeit die Verwaltungsschule in Bad Kreuznach.

Dort absolvierte der ehrgeizige Hunsrücker mehrere Lehrgänge und Prüfungen und konnte sich schließlich hocharbeiten: vom außerplanmäßigen Kreisassistenten bis zum Amtsrat bei der Kreisverwaltung. Als Abteilungsleiter des Jugendamtes, der Jugend- und Sozialverwaltung sowie der Schulverwaltung hatte er nun genügend zu tun. Einer der Höhepunkte seines Lebens sollte die Hochzeit mit seiner Anita sein. Am 8. März 1958 läuteten die Hochzeitsglocken und Erich zog nach Schmißberg.

Einstieg in die Kommunalpolitik

Schon früh war der Neu-Schmißberger an der Kommunalpolitik interessiert. Nachdem er bereits in Birkenfeld Stadtratssitzungen besucht hatte, war für ihn selbstverständlich, dass er auch in seiner neuen Heimat informiert sein wollte. Deshalb nahm er als interessierter Beobachter an den Gemeinderatssitzungen teil. Was er dort sah, macht ihn bis heute fassungslos: „Die haben geschrien und sich fast geschlagen bei den Sitzungen. Das war unter aller Sau. Und da habe ich gedacht: Wo kommst du da nur hin?“


Dorfchronik

Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Ein Grund für die fehlende Harmonie könnte der Umstand gewesen sein, dass Schmißberg und das benachbarte Elchweiler damals noch zusammengehörten. Die beiden Dörfer stellten deshalb auch einen gemeinsamen Gemeinderat. Für Schmißberg mit seinen damals 78 Einwohnern nahmen zwei Vertreter teil, das benachbarte Elchweiler durfte mit seinen knapp 100 Einwohnern drei Gemeinderatsmitglieder stellen. So mancher dürfte sich damals nach der Eigenständigkeit der Dörfer gesehnt haben – und so kam es glücklicherweise auch. 1962 wurde Schmißberg eigenständig.

Die Ära als Beigeordneter

Richard Molter wurde zum ersten Bürgermeister gewählt, Erich Geiß trat den Posten des Ersten Beigeordneten an und in den Gemeinderatssitzungen herrschte wieder vorbildliche Harmonie, berichtet Geiß zufrieden. In der Zeit als Beigeordneter begleitete er zahlreiche Projekte im Dorf. Dazu zählten der Bau des Gemeinschaftshauses und die Vorbereitung zum Dorfverschönerungswettbewerb 1969, bei dem Schmißberg auf Bundesebene die Silbermedaille gewinnen konnte.

Erich Geiß (mitte), schaut sich gemeinsam mit Klaus Loose (links) und dem ehemaligen Ortsbürgermeister Adolf Schuch an, wie der frischsanierte Brunnen nach Schmißberg zurückkommt.

Doch genügend Zeit für die ehrenamtliche Arbeit in der Gemeinde zu finden, war nicht immer leicht, erzählt Geiß. „Das war gut getaktet, es gab ja auch noch die Landwirtschaft. Normalerweise sollte meine Frau einen Bauer nach Hause bringen und nicht irgendjemanden, der auf dem Büro rumsitzt.“ Die Arbeit in der Landwirtschaft, der Job in der Kreisverwaltung, das Ehrenamt und die Familie – Zeit für Langeweile blieb Erich Geiß kaum.

Engagement in der Natur und Aufstieg zum Bürgermeister

Als seine Familie 1973 die Landwirtschaft aufgab, engagierte er sich vermehrt im Wald. Mehr als 10 Hektar hat er bis heute aufgeforstet. „Daraus ist heute ein ansehnlicher Wald geworden“, erzählt er stolz. Die Arbeit in der Natur war für ihn der dringend benötigte Ausgleich zur Büroarbeit. Als Erich Geiß 1977 schließlich zum Bürgermeister der Gemeinde Schmißberg ernannt wurde, war er 44 Jahre alt. Zum Amt überreden musste man ihn damals nicht. Schließlich hatte er bereits vorher viele Jahre eng mit Bürgermeister Molter zusammengearbeitet und Stück für Stück immer mehr Aufgaben übernommen.

„Als ich ihn mal vertreten musste, da war ich so unsicher, dass ich einen vom Gemeinderat gefragt habe, ob ich das oder das so machen soll“, berichtet er. Die Unsicherheit am Anfang legte sich schnell. Seine Erfahrungen als Abteilungsleiter in der Kreisverwaltung waren ihm dabei eine Hilfe. Dennoch war sich Erich Geiß bewusst, in welch große Fußstapfen er als neuer Bürgermeister getreten war. Sein Ziel: das erhalten, was Richard Molter in Schmißberg bisher erreicht hatte. Es sollte ein Dorf mit Vorbildcharakter bleiben.

Große Erfolge und hartnäckiges Durchsetzen

1981 nahm die Gemeinde deshalb erneut mit Erfolg am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil. Um vier Uhr morgens ist Erich Geiß in dieser Zeit aufgestanden, um erst sein Haus und dann die anderen Häuser im Ort für die Kommission vorzubereiten. Es wurde gemeinsam gestrichen, gekehrt und gepflanzt. Besonders der Blumenschmuck an den Fenstern einiger Schmißberger Häuser blieb Erich Geiß bis heute in Erinnerung. „Der fehlt mir ein bisschen. Überall waren damals diese Blumen. Immer als ich mit dem Auto von Burbach aus ins Dorf gekommen bin, habe ich gedacht, das sieht schön aus“, erinnert sich der heute 88-Jährige.


Dorfchronik

Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Viele Menschen von außerhalb waren damals ins Dorf gekommen, um sich Schmißberg anzuschauen, so Geiß. Doch die Erfolge bei den Dorfverschönerungswettbewerben brachten der Gemeinde nicht nur Ruhm und Bekanntheit, sondern auch Geld. Es regnete Zuschüsse, die einige weitere Projekte möglich machten. So konnten unter anderem die Hohe Wiese, die Birkenfelder Straße und ein Teil des Stabsbergs ausgebaut werden. Und auch am Gemeinschaftshaus wurden einige wichtige Veränderungen auf den Weg gebracht.

Der Keller des Hauses war damals gerade einmal einen halben Meter hoch. In viel Eigenleistung schafften es Geiß und andere Schmißberger den Keller auszubauen, im Haus selbst wurde eine Lüftung eingebaut. Als „unwahrscheinlich schwierigen Kampf“ beschreibt Geiß die Beschilderung der Hydranten. Denn als Feuerwehrmann wusste er um die Probleme, wenn im Winter unter vereisten Straßen lange Hydranten gesucht werden mussten. Doch eine dringend notwendige Beschilderung, die eigentlich Aufgabe der Verbandsgemeinde war, zog sich hin. Das ließ sich der Ortschef nicht gefallen. Er fuhr zu einer Sitzung des Verbandsgemeinderates und sprach ein Machtwort. Kurz darauf wurden Hydranten und Wasserleitungen beschildert. Mit diesem Mann wollte sich eben niemand anlegen.

Abschied vom Amt und bleibendes Vermächtnis

Nach rund zehn Jahren als Bürgermeister musste Erich Geiß aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. Herzprobleme zwangen ihn, erst das Amt des Bürgermeisters abzugeben und wenig später auch im Gemeinderat den Platz zu räumen. „Ich wusste nämlich genau, wenn ich weiter im Gemeinderat sitze, geht das nicht. Ich kann ja nicht still sein, wenn etwas nicht richtig läuft, ich kenne mich ja“, erzählt er mit einem herzlichen Lachen. Dennoch engagierte er sich weiter im Dorf. Egal, ob als aktiver Krausbergsänger oder als Mitglied der ehrenamtlichen Wirte.

Erich Geiß beim Thekendienst während der Kirmes im August 1992

An seine Zeit als Bürgermeister erinnert er sich heute gerne zurück. Auch wenn er seinen Wunsch, auf dem Laacher Hüwel ein Neubaugebiet auszuweisen, nicht in die Tat umsetzen konnte. Stolz spricht er dagegen von einer guten Harmonie im Gemeinderat, vielen Dingen, die die Schmißberger gemeinsam geschafft haben, aber auch von tollen Weihnachtsfeiern, Skatabenden und Fastnachtsveranstaltungen im Gemeinschaftshaus.

Nachfolgern rät Geiß Entscheidungen zu akzeptieren

Seinen Nachfolgern gibt er nur eins auf den Weg: Man muss akzeptieren, dass die Entscheidungen, die man trifft, nicht von jedem gemocht werden. „Wer in diesem Amt nicht anecken will, der sollte es besser lassen“, rät der 88-Jährige. Dass das Bürgermeisteramt 2020 wieder in die Hände der Familie fiel, hätte Geiß übrigens nicht erwartet, dennoch sei es für ihn eine logische Konsequenz gewesen. Denn wie er selbst war auch sein Schwiegersohn Rudi Weber vor seiner Ernennung als Bürgermeister lange in der Kommunalpolitik als Erster Beigeordneter tätig.

Auf die Frage, ob sich Weber bei ihm gelegentlich Tipps für das Amt holt, grinst Erich Geiß: „Er holt sich keine Tipps, aber ich merke, er holt sich doch eine gewisse Bestätigung. Wenn er besonderen Ärger hat, deutet er den gelegentlich an und dann grinse ich nur und sage: Das musst du ertragen.“ Erich Geiß hat es nie bereut, nach Schmißberg gekommen zu sein. Die Gemeinde ist schnell sein Zuhause geworden. Er hat hier eine Familie gegründet, ist glücklicher zweifacher Vater und fünffacher Opa. Schmißberg, so sagt er, ist für ihn allein schon wegen seiner Lage, umgeben von viel Feld und Wald, prädestiniert dafür ein ordentliches Dorf zu sein. Sein Wunsch für die Gemeinde ist klar: „Dass es immer eins von den ersten Dörfern ist und eine gewisse Vorbildfunktion behält.“


Disclaimer – Dorfchronik

Die im Herbst 2022 erschienene Schmißberger Dorfchronik stellt eine beeindruckende Lektüre dar. Die Dorfchronik erhellt nicht nur die Geschichte Schmißbergs ab der ersten urkundlichen Erwähnung 1367, sondern behandelt auch die zahlreichen archäologischen Funde aus keltischer und insbesondere auch aus römischer Zeit. Florian Tanz vom Fachbereich Klassische Archäologie der Uni Trier stellt in der Schmißberger Dorfchronik beispielsweise in einem reich bebilderten Aufsatz die Forschungsgeschichte und die zahlreichen Befunde aus dem heutigen Schmißberger Umfeld dar.

Dorfchronik behandelt auch gesellschaftliches Leben

Daneben enthält die Dorfchronik aber auch zahlreiche Texte von Schmißbergerinnen und Schmißbergern, die das gesellschaftliche Leben der Gemeinde in der Vergangenheit und der Gegenwart abbilden. Darunter beispielsweise Berichte über die Feste in der Gemeinde sowie der Umbau des Schmißberger Schlachthauses in eine Dorfkneipe.

Die Arbeiten an der Schmißberger Dorfchronik dauerten etwas zwei Jahre. Das Buch ist während der Dorfmoderation und der Corona-Pandemie entstanden, was ein Arbeiten in Präsenz erschwerte. Herausgeber der Dorfchronik ist der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld.

Das Cover der Schmißberger Dorfchronik

Die Dorfchronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) aber auch per Mail unter info@schmissberg.de erworben werden.


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