Die Gemeinde Schmißberg blieb von den schlimmen Ereignissen der Weltkriege nicht verschont. Bürger des Ortes gehören beispielsweise zu den gefallenen Soldaten.
vom 9. März 2024 I von Adolf Grub
Die Gemeinde Schmißberg.
Dieser Text ist zu erst in der Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“ erschienen.
Wie bereits in meinem Beitrag zur Schulchronik erwähnt, sollte der Orts-Kriegsgeschichte von Elchweiler-Schmißberg (1914 bis 1918), Verfasser Lehrer Becker, vor allem wegen der interessanten Inhalte ein eigener Beitrag gewidmet werden. Die Orts- Kriegsgeschichte ist in die Schulchronik I eingebunden und befindet sich auf den Seiten 112 bis 133. Darin hält Becker seine Beobachtungen zum Kriegsgeschehen und das Schicksal der Kriegsteilnehmer aus Elchweiler und Schmißberg fest. Zitate aus der „Kriegschronik“ werden im Folgenden mit ibd. und der entsprechenden Seitenangabe angeführt.
In der Einleitung schreibt der Lehrer Becker: „Es sei hiermit der Versuch gemacht, die Kriegsereignisse unserer beiden Heimatdörfer in kurzen Aufzeichnungen festzuhalten, den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung.“ (ibd., Seite 112)
Die ersten Kriegstage in unseren Dörfern
Am Abend des 1. August 1914: Der Kaiserliche Mobilmachungsbefehl wird per Bote aus Niederbrombach überbracht. Bekanntmachung durch die Ortsschelle und Aushang im Schöffen (Bürgermeister)-Kasten. Aufgerufen werden auch die gedienten und nicht gedienten Männer des Landsturms.
Bereits am 2. August 1914 verlassen die Landsturmmänner ihre Heimatorte. Aus Schmißberg: Karl Adam, Karl Hey und Ludwig Mayer. Aus Elchweiler: Adolf Wilhelm und Ferdinand Fickert. Sie und die Landwehrleute Jakob Werle und Gustav Antes aus Elchweiler übernehmen die Bahnwache der Nahetal-Bahn. Ersatzleute waren Karl Hüster und Otto Heidrich, die später zur Ausbildung einberufen werden.
Ergreifender Kriegsgottesdienst am Samstag, dem 2. August 1914 in der Kirche in Niederbrombach, gehalten von Hilfsprediger Klos. Viele, die sonst nicht gekommen wären, erschienen. „An unserem ganzen Volke zeigte sich die Wahrheit des Wortes: Not lehrt beten. Leider hat sich die anfangs tiefe Gottesfurcht bald als bloßes Notchristentum erwiesen.“ (ibd., Seite 113)
Die Gerüchteküche kocht im Hinblick auf feindliche Spione. Zitat, ibd., Seite 113: „Man sprach viel von Spionen und die überhitzten Gedanken sahen allenthalben feindliche Wesen. So jagte man am Nachmittag des 2. Aug. 1914 auf dem Krausberg feindlichen Spionen (Franzosen) nach, ohne daß tatsächlich die geringste Spur zu sehen war. Die wildesten Gerüchte wurden von allen Seiten herbeigetragen und hielten die Aufmerksamkeit der Leute wach.“
Sicherung der Rhein-Nahetal-Bahn durch das Landsturm-Infanterie-Bataillon St. Wendel, dem viele Birkenfelder Landsturmleute angehörten.
Soldaten müssen Telefonleitung und Bahnstrecke bewachen
Bewachung der Telefonleitung Elchweiler – Birkenfeld
Ständiger Wachdienst an der Brücke in Elchweiler und am Kreuzweg nach Schmißberg. Alle Maßnahmen dienten dem ungestörten Truppenaufmarsch an die Westfront. Zahlreiche militärische Fahrzeuge auf der Durchfahrt durch Elchweiler.
9. August 1914: Prinz Oskar von Preußen fuhr durch Rimsberg zur Westfront.
Die Schule wurde für einige Tage geschlossen, die Schüler der oberen Klassen mussten bei der Herbsternte helfen.
Erste Siegesnachrichten bereiten Freude, man feiert mit „Siegesgeläute und Flaggen“; leider gibt es auch erste Todesopfer zu beklagen.
Zwei Lazarette in Birkenfeld in Betrieb, eins im Krankenhaus, das andere in der neuen Schule
Sammlung von Bettzeug und Lebensmitteln in den Dörfern, die Lieferungen werden später eingestellt, die Militärverwaltung übernimmt die Lazarette, auch die in Idar und Oberstein.
Dorfchronik
Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.
Wirtschaftliche Kriegsmaßnahmen daheim
Beschlagnahme der Vorräte, die “ … ohne Verschleuderung in alle Kanäle geleitet werden, die ihrer bedürfen“. (ibd., Seite 115) Die Versorgung der minder bemittelten Bevölkerung bei angemessenen Preisen soll sichergestellt werden.
Das Anlegen von möglichst großen Lebensmittelvorräten bewirkt Teuerung und Knappheit.
Am Kriegsanfang Mangel an Petroleum und Mehl. Als Folge: Im Februar 1915 beschlagnahmt die Landesregierung die Mehl- und Getreidevorräte. Einführung von Brot- und Mehlkarten. Für eine Person gestattet das „Brotbuch“ pro Woche vier Pfund Brot zu 75 Pfennig.
Der Bundesrat verordnet fleischlose Tage um den Fleischverbrauch einzuschränken. Dienstags und freitags dürfen die Metzgereien keine Fleischwaren verkaufen. Das „Kriegsbrot“ muss Kartoffelzusatz enthalten.
Festsetzung von Höchstpreisen auf verschiedene Lebensmittel, um Wucherpreise zu vermeiden. Beispiele „Herbst 1915: Butter 2,20 M; Schweinefleisch 1,80 M; Rindfl. 1,20 M; Kalbfl. 1,40 M; Kartoffeln 6,8 M der Ztr.; 1 l Petroleum 32 Pfg. Seit Januar 1916: Butter 1,60 M, später 1,90 M; Eier das Dtzd. 3 M, später 4–6 M; Schweinefl. 1,54 M; Rindfl. 1,50 M; Speck 2 M; Schmalz 2 M; Leber- und Blutwurst 1 M; Lyonerw(urst). 2 M; Zucker das Pfd. 32 Pfg.; Mehl 32 Pfg.; beschlagnahmefreies Weißmehl 80 Pfg.; Gerstenmehl 50 Pfg.; Kartoffeln 3,05 M; 1 Ztr. Gerste 20 M; Beschlagnahmt sind: Getreide u. Mehl, Kupfer, Messing, Nickel, Zinn, Militär-Ausrüstungen, Leder, Wolle, Tuche, Petroleum, Benzin, Gummi, Reis u.a. Suppeneinlagen; Öfters fanden Vor- rats-Erhebungen statt für Getreide, Schweine, Kartoffeln.“ (ibd., Seite 116)
Erster Weltkrieg: Landwirte sollten sparen
Aufruf des Großherzoglichen Ministeriums an die Landwirte zur sparsamen Verfütterung.: „Wer Brotgetreide verfüttert, versündigt sich am Vaterland.“ (ibd., Seite 116)
(Weitere Beispiele): „Vom 15.III.16 ab Kartoffeln 4,50 M, bis 15.VI. 5,25 M. März 1916 Beschlagnahmung der Chemikalien.- März 1916 hohe Viehpreise, besonders für Kühe: 1 Kuh 1300 M; ein hiesiger Landwirt verdiente in einem Vierteljahr an 1 Paar Ochsen 1600 M. Er verkaufte sie für 3000 M. März 1916 1 Pfd. Rindfl. 2 M; 1 l Salatöl 5 M; 1 Pfd. Seife 2 M; Im April 1916: Es ist verboten Schlachtvieh aus dem Fürstentum auszuführen. Kommissionäre kaufen es fortan auf. Hausschlachtungen sind vorläufig verboten – aufgehoben September 16. Sept. 16. Fleisch- u. Fettverkauf gegen Karten in N.brombach, wöchentlich die Person 80–190 g Fleisch u. 50 g Fett. Butter gegen Karten wöchentlich 80 g bei der Butterfrau. Ebenso Kartoffeln- (5 Ztr.) Seife- u. Le- bensmittelbezugsschein. Seit 1. Jan. 17 Butterstelle im Ort (60 g).“ (ibd., Seiten 116 und 117)
Die Arbeitskräfte daheim
Bis Oktober 1916 sind im Heeresdienst aus Elchweiler: 16 Mann, davon gefallen einer, in Gefangenschaft einer. Aus Schmißberg: zwölf Mann.
Frauen, Kinder, ältere Männer und russische Kriegsgefangene müssen die fehlenden Arbeitskräfte ersetzen. „Stilles Heldentum bei Frauen und Kindern“ – Die russischen Kriegsgefangenen waren zunächst im Maschinenschuppen in Böschweiler, dann bei Karl Schug in Elchweiler untergebracht. Russische Kriegsgefangene arbeiteten in Elchweiler bei Schuch, Finck, Hartenberger, Antes, Becker, in Schmißberg bei August und Ludwig Mayer, Jakob Eifler, Böß.
Überwachung der Gefangenen „Die Bewachung der Russen geschieht durch Landsturmleute der Landst. Komp. Birkenfeld. Das Russenlager wird des Öfteren von Offizieren besichtigt. Die Russen, die keine Lust zur Sonntagsarbeit haben, werden gewöhnlich an diesem Tage zum Baden oder auch zum Gottesdienst nach Bfd. geführt. April 1916 werden auch in Heupweiler und Rimsberg Russenlager eingerichtet.“ (ibd., Seite 118)
Sammlungen in unseren Dörfern
Des Öfteren werden Geld-Sammlungen für das Deutsche Rote Kreuz, den Roten Halbmond der Türkei und das Bulgarische Rote Kreuz durchgeführt.
Die Kinder sammeln in der Schule Geld für die Sanitätshunde.
Kriegshilfe deutscher Frauen zum „Besten der Kinder im Felde gefallener Krieger“
Kleidersammlung für heimatlose Ostpreußen
Februar 1916: Die Schule schickt alte Zeitungen an die Garnisonsverwaltung in Saarbrücken zur Verwendung von Strohsackfüllungen.
September 1916: Weißblech, Brennesseln und Mehlbeeren werden gesammelt, ebenso Bucheln (Bucheckern)
1. Oktober 1916: Marine Opfertag
Dorfchronik
Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.
Die Jugendwehr unserer Bürgermeisterei
Auf den Aufruf des Kriegsministeriums zur militärischen Vorbereitung der Jugend fanden sich bereits Anfang Oktober 1914 120 „Jungmannen“ in Niederbrombach zu den Sonntagsübungen ein. Unter der Leitung von Hilfsprediger Klos und einiger früherer Unteroffiziere wurde exerziert. Größere Ausmärsche und Gefechtsübungen, zum Beispiel bei Rötsweiler gegen die Kompanie Idar, fanden statt.
November 1914: Einberufung der noch zur Jugendkompanie gehörenden 94er (Jahrgang 1894) zum Heeresdienst.
Aus Mangel an Jugendlichen wurde im Winter 1914 die Jugendkompanie Niederbrombach aufgelöst.
Seit Juni 1915 Wiederbelebung der Jugendkompanie. Leider wechselte oft die Führung, bevor dann der Unteroffizier Massierer, Siesbach, und Lehrer Becker, Elchweiler die Führung übernahmen.
Exerzierübungen auf den Wiesen bei Niederbrombach bzw. auf dem Krausberg bei Schmißberg, wo Leutnant Molter, Oberstein das Werfen von Handgranaten demonstrierte.
Eine erste Inspektion der örtlichen Jugendkompanie (60 Mann) fand durch Hauptmann Müller, Oberstein, auf dem Veitsrodter Marktplatz statt. Später folgte eine weitere auf dem Klotzberg in Idar.
Der Musikunterricht für das Trommel- und Pfeiferkorps wird von einem Landsturmmann aus Oberstein übernommen.
1. Mai 1916: Jahrgang 97 wird zum Heeresdienst eingezogen, aus Elchweiler sieben Mann.
Im Herbst 1916 beendet die Jugendkompanie ihre Arbeit komplett. Die Kompanie wird in die Ortsgruppen Niederbrombach, Kronweiler, Leisel und Böschweiler eingeteilt.
Im November 1918 erfolgt die Auflösung der Jugendwehr aufgrund der „Demobilmachung“
Drei Soldaten aus Schmißberg.
Die Kriegsteilnehmer aus Elchweiler und Schmißberg
Auf den Seiten 122 bis 131 werden die Kriegsteilnehmer aus den beiden Dörfern aufgelistet. Festgehalten sind auch ihr militärischer Werdegang, ihre Entlassung aus dem Heeresdienst oder auch ihr Tod. Die Angaben dürften vor allem auch für die betroffenen Familien von Interesse sein. Im Folgenden werden hier nur die Namen festgehalten mit dem Vermerk „Entlassen“, kurz Entl. bzw. „Gefallen“, kurz Gef.
Einige Kriegsteilnehmer befanden sich am Ende des Krieges noch in englischer oder französischer Gefangenschaft bzw. konnten noch nicht nachhause zurückkehren, da das linke Rheinufer von den Franzosen besetzt war.
Die Kriegsteilnehmer aus Elchweiler:
1. Karl Ding (Entl.)
2. Otto Ding (Entl.)
3. Otto Klein (Entl.)
4. Karl Hüster (Entl.)
5. Otto Heidrich (Gef.)
6. Gustav Antes (Entl.)
7. Ferd. Fickert (Entl.)
8. Otto Hey (Gef.)
9. Otto Finck (Entl.)
10. Emil Finck (Entl.)
11. Adolf Wilhelm (Entl.)
12. Ludwig Kämmerling (noch in
13. Jak. Werle (Landarbeiter in franz. Gefangenschaft)
14. Ludwig Hahn (Entl.) 15. Paul Hüster (Gef.)
16. Otto Fickert (Entl.)
17. Karl Fickert (Entl.)
18. Karl Heylmann (Entl.) 19. Julius Barth (Entl.)
20. Otto Wilhelm (Entl.)
21. Ernst Finck (Entl., aber noch rechtsrheinisch)
22. Karl Barth (Gef.) engl. Gefangenschaft)
Die Kriegsteilnehmer aus Schmißberg:
1. Otto Eigner (Gef.)
2. Karl Eigner (Entl.)
3. August Eigner (Entl.)
4. Adolf Böß (Entl.)
5. August Mayer (Entl.)
6. Ludwig Mayer (Entl.)
7. Adolf Kunz (Entl.)
8. Rudolf Eifler (Entl.)
9. Karl Hey (Entl.)
10. Julius Eifler (Entl.)
11. Karl Adam (Entl.)
12. August Engel (Entl.)
13. Emil Engel (1918 noch in engl. Gefangenschaft)
14. Otto Hey (Entl.)
15. Jakob Engel (Entl. aber noch rechts-rheinisch)
Das Ehrenmal auf dem Schmißberger Friedhof für die gefangenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.
Disclaimer – Dorfchronik
Die im Herbst 2022 erschienene Schmißberger Dorfchronik stellt eine beeindruckende Lektüre dar. Die Dorfchronik erhellt nicht nur die Geschichte Schmißbergs ab der ersten urkundlichen Erwähnung 1367, sondern behandelt auch die zahlreichen archäologischen Funde aus keltischer und insbesondere auch aus römischer Zeit. Florian Tanz vom Fachbereich Klassische Archäologie der Uni Trier stellt in der Schmißberger Dorfchronik beispielsweise in einem reich bebilderten Aufsatz die Forschungsgeschichte und die zahlreichen Befunde aus dem heutigen Schmißberger Umfeld dar.
Dorfchronik behandelt auch gesellschaftliches Leben
Daneben enthält die Dorfchronik aber auch zahlreiche Texte von Schmißbergerinnen und Schmißbergern, die das gesellschaftliche Leben der Gemeinde in der Vergangenheit und der Gegenwart abbilden. Darunter beispielsweise Berichte über die Feste in der Gemeinde sowie der Umbau des Schmißberger Schlachthauses in eine Dorfkneipe.
Die Arbeiten an der Schmißberger Dorfchronik dauerten etwas zwei Jahre. Das Buch ist während der Dorfmoderation und der Corona-Pandemie entstanden, was ein Arbeiten in Präsenz erschwerte. Herausgeber der Dorfchronik ist der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld.
Das Cover der Schmißberger Dorfchronik
Die Dorfchronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro beim ehemaligen Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) aber auch per Mail unter info@schmissberg.de erworben werden.
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