Adolf Schuch erinnert sich an seine Kindheit und Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg, die in Schmißberg spielten. Sie zeigen auch, wie brutal die Kriegszeit in Deutschland war.
vom 22. Januar 2024 I von Adolf Schuch, notiert von Rudi Weber
Adolf Schuch erinnert sich an das Ende des Zweiten Weltkrieges.
Dieser Text ist zu erst in der Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“ erschienen.
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war ich ein sechsjähriger Bub. Unter unserer Scheune war ein Luftschutzbunker für uns und die Nachbarhäuser. Ein zweiter Luftschutzbunker war im Gewölbekeller vom „Heischde Hause.“ Als es hieß, die Amis kommen, im Mai 1945 also, waren Frauen, die alten Männer und wir Kinder in den Kellern. Ich war neugierig und schlich mich unbemerkt raus aus dem Keller, um zu beobachten, was passiert und sah dann auch, wie die amerikanischen Soldaten mit Gewehren im Anschlag ins Dorf einmarschierten. Ein Neger hat mich mit ganz weißen Zähnen im Gesicht angelächelt. Voller Stolz bin ich in den Keller gelaufen und habe erzählt. „Ein schwarzer Mann hat mich angelächelt.“ Meine Mutter und meine Oma haben fast einen Herzanfall gekriegt, als sie das gehört haben.
Ein paar Wochen vorher war der Nachbar Hugo Eigner als Soldat in Urlaub bei seinen Eltern. Als er mal mit dem Fahrrad von Birkenfeld kam, kam ganz tief ein feindlicher Bomber, der vermutlich einen Motorschaden hatte, über den Krausberg geflogen und machte einen Bombennotabwurf, der links und rechts von Hugo Eigner in die Felder einschlug. „Heischde“ Irene hat alles genau beobachtet, als sie aus ihrem Küchenfenster schaute. Die Leute aus dem Dorf liefen sofort hin und fanden Hugo Eigner auf der Straße liegend, ganz vom Ackerboden bedeckt. Er wurde ins Krankenhaus nach Birkenfeld gebracht, war aber zum Glück nur leicht verletzt.
Dorfchronik
Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.
Ein andermal war ich mit meiner Oma aus Birkenfeld kommend auf dem Heimweg. Dann kamen Jagdbomber, die auf alles schossen, was sich bewegt hat. Meine Oma schmiss mich in den Straßengraben und sprang hinterher. Es ging alles gut.
Wir Kinder mussten ja auch schon auf dem Feld beim Arbeiten helfen. Von dort aus haben wir mal beobachtet, wie Flugzeuge den Bahnhof in Kronweiler angegriffen haben und die deutschen Luftabwehrgeschütze dagegenhielten. Man sah die Rauchwolken am Himmel.
Soldat Kurt Schuch mit Familie, in der Mitte der kleine Adolf.
Ich weiß noch, dass die Erwachsenen erzählten, dass am Elchweilerer Friedhof ein deutscher Soldat, ein Motorrad-Meldefahrer, erschossen wurde. Er wurde auch auf dem Elchweilerer Friedhof beerdigt. Die dramatischste Geschichte war auch direkt in unserer Nachbarschaft in „Schreinersch“ passiert. Dort war die russische Fremdarbeiterin Maria als Magd eingesetzt und schloss wohl so gut Freundschaft mit „Schreinersch“, dass sie nicht mehr weg wollte. Auch als russische Soldaten kamen, um sie zu „befreien“, versteckte sie sich. Die Soldaten wurden immer bedrohlicher, bis der Opa Julius Eifler einem Soldaten mit der Axt auf den Kopf geschlagen hat, als dieser in die Scheune eindringen wollte, in der Maria sich versteckt hatte.
Dann schrie Julius so laut um Hilfe, dass die alten Männer aus dem Dorf mit Äxten gelaufen kamen und alles zu eskalieren drohte. Der Schwerverletzte wurde durch Rimsberg auf einer Trage nach Baumholder geschafft, was Rimsberger auch beobachtet haben. Der Soldat starb. Damit war die Sache natürlich nicht erledigt. Einige Tage später kam wieder ein Trupp mit einem Offizier, der Anstalten machte, Julius und die alten Männer mitzunehmen. Daraufhin ging Maria mit den Soldaten mit. Viele Jahre später hat Maria ihre Schmißberger Familie wieder besucht.
Die ehemalige Fremdarbeiterin Maria (ganz rechts) zu Besuch bei Familie Eifler.
Vor dem Haus Böß („Taffes“) in Schmißberg in den späten 1930er Jahren. Inmitten der Quartierssoldaten Oma Rosette Böß, davor Enkel Helmut Böß, und oben rechts Berta Ding, die dort ihr Pflichtjahr in der Landwirtschaft absolvierte.
Disclaimer – Dorfchronik
Die im Herbst 2022 erschienene Schmißberger Dorfchronik stellt eine beeindruckende Lektüre dar. Die Dorfchronik erhellt nicht nur die Geschichte Schmißbergs ab der ersten urkundlichen Erwähnung 1367, sondern behandelt auch die zahlreichen archäologischen Funde aus keltischer und insbesondere auch aus römischer Zeit. Florian Tanz vom Fachbereich Klassische Archäologie der Uni Trier stellt in der Schmißberger Dorfchronik beispielsweise in einem reich bebilderten Aufsatz die Forschungsgeschichte und die zahlreichen Befunde aus dem heutigen Schmißberger Umfeld dar.
Dorfchronik behandelt auch gesellschaftliches Leben
Daneben enthält die Dorfchronik aber auch zahlreiche Texte von Schmißbergerinnen und Schmißbergern, die das gesellschaftliche Leben der Gemeinde in der Vergangenheit und der Gegenwart abbilden. Darunter beispielsweise Berichte über die Feste in der Gemeinde sowie der Umbau des Schmißberger Schlachthauses in eine Dorfkneipe.
Die Arbeiten an der Schmißberger Dorfchronik dauerten etwas zwei Jahre. Das Buch ist während der Dorfmoderation und der Corona-Pandemie entstanden, was ein Arbeiten in Präsenz erschwerte. Herausgeber der Dorfchronik ist der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld.
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