Dorfchronik

Krisensitzung im Gemeinschaftshaus – Ein satirischer Rückblick in das Jahr 1995

Im August 1995 droht die Kirmes in Schmißberg zu scheitern. Eine Krisensitzung soll die Rettung bringen, doch die Lösungen der Männer sind skurril.

vom 1. November 2022 I von Rudi Weber

Das Publikum während der Straussrede am Kirmessonntag 1978.

Dieser Text ist zu erst in der Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“ erschienen.

Mittwoch, 17. August 1995, 20.11 Uhr. 48 Stunden bis zum Beginn der Schmißberger Kirmes. Ein eiligst zusammengetrommeltes Häuflein von Mitgliedern des Schmißberger Kirmesausschusses schwankt zwischen Ratlosigkeit, Resignation und ohnmächtiger Wut. Ortsbürgermeister und Chefkrisenmanager Erwin Burger eröffnet die Beratungen – mit Schweigen, unerträglichem Schweigen. Schließlich das einleitende Statement des OBs: „Also Männer, aisch han aach so e paar Sache gewoscht, so Lustisches ewe, awa aisch hann ma neischt offgeschrieb. Irgendwie alles vergess.“

Daraufhin wieder lähmendes Schweigen und das von unterdrückter Wut zeugende heftige Kauen auf Erdnüssen. Volker Engel, ein Mann, der für die Schmißberger Kirmes sogar seinen über alles geliebten Traktor stehen lässt, wirft noch eine Handvoll Erdnüsse ein und fasst sich dann als Erster. „Also friea, do hott der Kirmesstrauß noch Niveau gehatt. Awa die Jonge, die kannschte grad de Hase genn. Töne groß romm und nix, absolut nix läft.“

Jürgen Lenz, für die Public Relations im Vorfeld der Kirmes verantwortlich, starrt unentwegt in sein Glas. Schließlich – röchelnd: „In de Zeirong, off de Plakate – die Blamasch.“ Doch der Countdown läuft. Noch 47 Stunden und 50 Minuten bis zum Beginn der Schmißberger Kirmes – und immer noch kein Kirmesstrauß.

Es muss doch jemand da sein, der schreiben kann!

An der Theke des Schmißberger Gemeinschaftshauses macht sich Verzweiflung breit. Ortsbürgermeister und Chefkrisenmanager Erwin Burger schweigt und grübelt. „Et muss doch irgendjemand genn, der so e paar Sache schreiwe kann.“ Volker Engel: „Aich holle ma mol noch e Weize.“ Jürgen Lenz kann sich immer noch nicht beruhigen: „Die Blamasch! Onn wer seeht dat lo iwwerhaupt de Leit, am Sonntag menn ich, emm Zelt?“ Erwin Burger: „Onn wenn die Buchwaldmusikante länger spiele?“


Dorfchronik

Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Ohne Worte wird dieser Vorschlag durch heftiges Kopfschütteln von Volker Engel, der sich bezüglich der Kirmes für alles verantwortlich fühlt, also auch für die Finanzen, abgeschmettert.

Kirmesausschussmitglied Jürgen Lenz, ein in der Kommunalverwaltung gestählter Sachbearbeiter, versucht, der Beratung eine konstruktive Wendung zu geben. „Vielleicht ein auswärtiger Alleinunterhalter. Aich kenne do ein Stimmenimitator aus.“

Volker unterbricht ihn heftig: „Kannschte alles vergesse. Viel se daier. Entweder mir fenne jemand ora garnix!“

Die Rettung naht

Da öffnet sich die Tür zum Saal des Gemeinschaftshauses und herein treten zwei ebenso hübsche, intelligente, durchtrainierte wie ahnungslose junge Männer. De Marc und de Rudi kommen zur Probe des Männerballets um halb neun.

In diesem Moment sind die zupackenden Führungsqualitäten eines Ortsbürgermeisters, wie wir sie in der Gestalt des Erwin Burger an der Theke des Gemeinschaftshauses sitzen sehen, gefragt. „Bei uus“ – so der OB – „Bei uus geht es ball wie in Niederhambach.“


Dorfchronik

Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Nach dieser, die allgemeine Aufmerksamkeit fördernden weltpolitischen Wendung, kommt Erwin Burger gleich zur Sache: „Off da Bach war vorgestern Sitzung fort Erntedankfescht. Do es känna komm. Jetzt fällt et aus, datt Erntedankfescht. Nix ess!“

Ringsum tiefe Betroffenheit. Der von Wind und Wetter und dem eigenen Nachwuchs nicht verwöhnte Volker fasst sich wieder als Erster: „Aich holle ma mol noch e Weize.“

Kirmesausschussmitglied Jürgen Lenz, der ebenso wie Erwin Burger die letzte Chance zur Rettung des Schmißberger Kirmesstraußes wittert, denkt sich noch: „So blöd können die beiden doch gar nicht sein“, sagt aber: „Also ihr zwei, Marc, Rudi, ihr seid unsere letzte Rettung. Die annere Fratzekepp hann uus hänge geloss. Mir hann kein Kerwestrauß, stellt euch das mal vor.“

Die Entscheidung ist gefallen

Rudi, abwehrend: „Lasst doch einfach die Buchwaldmusikante!“

Heftiges Kopfschütteln bei Volker Engel. Daraufhin Marc: „Vielleicht sollte ma die High Lights von de letschte 10 Johr rauskrame. Zwo, drei, die lese kinne, were ma jo vielleicht noch fenne.“

Daraufhin OB Erwin Burger, seine Führungsqualitäten energisch ausspielend: „Die lo zwo mache datt. Et ess jo erscht Mettwoch, do kann ma bess Sonntag noch viel schreiwe.“

Erleichterung macht sich breit. Krisensitzung beendet.


Disclaimer – Dorfchronik

Die im Herbst 2022 erschienene Schmißberger Dorfchronik stellt eine beeindruckende Lektüre dar. Die Dorfchronik erhellt nicht nur die Geschichte Schmißbergs ab der ersten urkundlichen Erwähnung 1367, sondern behandelt auch die zahlreichen archäologischen Funde aus keltischer und insbesondere auch aus römischer Zeit. Florian Tanz vom Fachbereich Klassische Archäologie der Uni Trier stellt in der Schmißberger Dorfchronik beispielsweise in einem reich bebilderten Aufsatz die Forschungsgeschichte und die zahlreichen Befunde aus dem heutigen Schmißberger Umfeld dar.

Dorfchronik behandelt auch gesellschaftliches Leben

Daneben enthält die Dorfchronik aber auch zahlreiche Texte von Schmißbergerinnen und Schmißbergern, die das gesellschaftliche Leben der Gemeinde in der Vergangenheit und der Gegenwart abbilden. Darunter beispielsweise Berichte über die Feste in der Gemeinde sowie der Umbau des Schmißberger Schlachthauses in eine Dorfkneipe.

Die Arbeiten an der Schmißberger Dorfchronik dauerten etwas zwei Jahre. Das Buch ist während der Dorfmoderation und der Corona-Pandemie entstanden, was ein Arbeiten in Präsenz erschwerte. Herausgeber der Dorfchronik ist der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld.

Das Cover der Schmißberger Dorfchronik

Die Dorfchronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) aber auch per Mail unter info@schmissberg.de erworben werden.


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