In Schmißberg standen einst lediglich 13 Häuser. Jede Familie hat ihren eigenen „Spitzname“.
vom 1. November 2022 I Adolf Schuch und Rudi Weber
Panoramaaufnahme vom alten Dorf Schmißberg mit 13 Häusern.
Dieser Text ist zu erst in der Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“ erschienen.
Bis Ende der 1950er Jahre bestand Schmißberg nur aus der Dorfstraße mit 13 Häusern. Alle Häuser des alten Dorfs hatten „Hausnamen“, die teilweise noch bis heute gebräuchlich sind. Die Hunsrücker Hausnamen stammen meistens vom Erbauer des Hauses oder von ehemaligen Bewohnern der Häuser, die dann über Generationen weiterverwendet wurden, obwohl oft niemand mehr mit dem alten Namen in den Häusern lebt. Die Hausnamen sind ein typisches Merkmal mündlicher Kultur, weil sie einzig und allein in den Köpfen, im Gedächtnis der Dorfbewohner existieren. „Sie sind ein Merkmal des Zusammenhalts und der überschaubaren Gemeinschaft“ Leider konnte nicht von allen 13 Häusern der Ursprung des Hausnamens in Erfahrung gebracht werden.
Dorfchronik
Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.
13 Häuser und ihre alten Hausnamen
1. Hirte Haus
Das alte „Hirte Haus“.
Ehemals Gemeindehaus, das lange Jahre an die Familie Geier, welche Schafhirten waren, verpachtet wurde. Nachdem Familie Geier in ein eigenes Haus nach Rimsberg gezogen war, kaufte Familie Loose 1960 das „Hirtehaus.“
Der Schmißberger Schäfer Phillip Geier (sen.) auf dem Kraußberg.
2. Schneiderkarls
Der Landwirt Karl Schneider (1901 bis 1980) aus Mettweiler heiratete am 8. Dezem- ber 1927 Olga, geb. Adam, aus Schmißberg, Dorfstraße 3. Aus dieser Ehe stammen Karl, Manfred, Theo, Willi und Ingrid Schneider. Willi Schneider heiratete Elli Schneider, geb. Helm aus Rimsberg, die heutige Besitzerin. Besitzer vor Karl Schneider unbekannt.
3. Heischde
Karl Adam aus Gollenberg (s. Foto) heiratete eine Schmißbergerin mit Familiennamen Heist. Aus dieser Ehe stammten fünf Töchter: Erna Molter, Olga Schneider, Lina Adam, Paula Kohl und Alma Meier. Erna Adam heiratete Richard Molter aus Achtelsbach, den ehemaligen Ortsbürgermeister und Ehrenbürger Schmißbergs. Aus dieser Ehe stammen Irene Albrecht und Renate Kraus. Irene und ihr Mann Werner Albrecht hatten ebenfalls fünf Töchter: Karin, Doris, Birgit, Ilka und Anke.
Leiterwagen vor „Heischde Haus“.
4. Heye
„Heye Haus“ früher.
Erich Burger (1903 bis 1974) stammte wie der oben erwähnte Karl Schneider aus Mettweiler und heiratete in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts Klara Hey. Aus dieser Ehe stammten Elli und Erwin, der langjährige Ortsbürgermeister von Schmißberg. Der heutige Besitzer ist Rudi Schneider aus Birkenfeld.
Hochzeit von Erich und Klara Burger vor „Heye Haus“.
5. Schreinersch
Der Name kommt von einer Schreinerei, die hier in früheren Jahren untergebracht war. Das Haus ist seit mehreren Generationen im Besitz von Familie Eifler. Julius Eifler (1881 bis 1963) war der Vater von Richard und Hedwig. Hedwig Roth war nach Reichenbach verheiratet. Der Landwirt Richard und seine Frau Herta aus Birkenfeld hatten zwei Kinder, Norbert und Elke.
Julius Eifler vor „Schreinersch Haus“.
6. Kleine
Alte Kartoffeldampfmaschine vor „Kleine Haus“.
Bekannt ist, dass der Landwirt Albert Engel (1904 bis 1979) in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts Berta Arnold aus Burbach heiratete. Aus dieser Ehe entsprang der Sohn Herbert Engel, der Sigrid, geb. Roth aus Birkenfeld, heiratete. Aus dieser Ehe wiederum gingen vier Kinder hervor: Brigitte, Manfred, Anja und Susanne. Der Ursprung des Hausnamens »Kleine« konnte nicht mehr festgestellt werden.
7. Druwe Juchems
Der Hausname leitet sich ab von Familie Juchem. Katharina Juchem heiratete etwa 1860 den Schumacher Eifler aus Berglangenbach. Aus dieser Ehe stammen Rudolf und Lina Eifler. Lina heiratete Adolf Kunz aus Schwollen. Aus dieser Ehe entsprangen der Sohn Artur und die Tochter Irma. Artur fiel im II. Weltkrieg und Irma heiratete 1934 Kurt Schuch aus Rimsberg. Aus dieser Ehe stammen Lilli, Ilsa, Irmgard und Adolf, der von 2004 bis 2019 Ortsbürgermeister von Schmißberg war. In den 1960er Jahren befand sich in „Druwe Juchems“ ein REWE Selbstbedienungsladen.
8. Druwe Nickels
Die Herkunft des Hausnamens ist unbekannt. Das Anwesen ist seit vielen Generationen im Besitz von Familie Mayer gewesen. Der Landwirt Ludwig Mayer (1871 bis 1962) heiratete Emma aus Reichenbach. Aus der Ehe stammen drei Söhne: Artur, Willi und Kurt. Kurt Mayer übernahm den landwirtschaftlichen Betrieb und heiratete Lydia Schank aus Dambach. Sie hatten eine Tochter Thea. Aus der Ehe von Thea und Walter Engel aus Ellweiler gingen der Sohn Volker und die Töchter Rita und Christa hervor.
Adolf Kunz und Lina geb. Eifler vor „Druwe Juchems“ 1954.
Die heutigen Besitzer von „Druwe Nickels“ sind Volker und Christiane Engel. Erwähnenswert ist die Gründung einer Sandgrubenfirma durch Kurt Mayer (1910 bis 1991). Beim Pflügen seines Ackers in der Nähe der heutigen Bundesstraße 41 Anfang der 30er Jahre stellte Kurt Mayer fest, dass hier sehr sandiger Boden ist. Auf dem Amt in Niederbrombach wurde festgestellt, dass das Material für Bausand verwendet werden kann. Weil in den 30er Jahren viel gebaut wurde, z.B. die Klotz- und die Straßburg-Kaserne in Idar-Oberstein, wurde mit dem Abbau begonnen. Der Jungunternehmer Kurt hatte bei Kriegsanfang bis zu sieben Leute beschäftigt und einen Fuhrpark von drei LKW. Für diese LKW baute Kurt Mayer auf seinem Anwesen eine Garage mit Montagegrube.
Ludwig und Emma Mayer vor dem alten Haus von „Druwe Nickels“.
Nach Rückkehr aus dem II. Weltkrieg musste Kurt feststellen, dass seine LKW vom Militär beschlagnahmt worden waren. Kurt schaffte einen großen Schlepper mit Einachskipper an, um die Sandgrube weiterhin zu betreiben. Nach einigen Jahren konzentrierte sich Kurt Mayer auf die Landwirtschaft und verpachtete die Sandgrube. Der Sandabbau wurde Ende der 60er Jahre eingestellt und beim Ausbau der B 41 in den 80er Jahren wurde die Grube verfüllt.
Sandgrube von Kurt Mayer (links). Der erste „gemeindeöffentliche Fernmelder“ in der Gemeinde Schmißberg befand sich in der „gut Stubb“ von Familie Mayer (rechts).
9. Drunne Nickels
Auch hier konnte der Ursprung des Hausnamens nicht festgestellt werden. Die Unterscheidung zwischen „Druwwe“ (oben) Nickels und „Drunne“ (unten) Nickels war notwendig, weil die beiden Häuser von zwei Brüdern bewohnt waren. August Mayer, der Bruder des oben erwähnten Ludwig Mayer, betrieb in „Drunne Nickels“ eine Gastwirtschaft . Aus seiner Ehe mit Mathilde aus Gollenberg ging die Tochter Hedwig hervor. Hedwig ging mit Emil Caspari die Ehe ein, aus der der Sohn Winfried Caspari stammt.
Gastwirtschaft August Mayer 1910.
Hochzeit von Hedwig Mayer und Emil Caspari Anfang der 1930er Jahre.
10. Meinse
Vermutlich das älteste Haus in Schmißberg. Alte Schmißberger sprachen auch vom Haus „Mayer Hännese“, was auf einen Vorbesitzer mit Namen Hans Mayer hindeuten kann. Nachvollziehbar sind die Vorbesitzer Karl Hey und seine Frau Klara. Sie hatten vier Kinder, von denen Adele in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts den Hugo Müller aus Rinzenberg heiratete. Sie bekamen die beiden Töchter Hilde und Dora. Dora heiratete Hans Emert aus Burbach. Danach war das Meinse Haus seit Anfang der 80er Jahre in wechselndem Besitz von Günter Zuck, Bogdan Savchinsky, Werner und Heide Lamers, Jürgen Pauly und Paul Liske. Nachdem das Haus fünf Jahre leer stand, erwarb es Christian Korb aus Brücken, der heutige Besitzer.
Bewertungskommission im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden vor „Meinse Haus“.
11. Drunne Juchems
Rudolf Eifler war der Bruder von Lina Kunz aus „Druwe Juchems.“ Er stammte also auch aus »Juchems« und es wurde wieder zwischen „drunne“ und „druwe“ unterschieden. Rudolf Eifler war verheiratet mit Ottilie, geb. Diedrich aus Algenrodt. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, Walter und Kurt. Die beiden Brüder heirateten die Schwestern Herta und Irmgard geb. Hänsel. Nachdem Walter und Kurt Eifler selbst Häuser in Schmißberg gebaut hatten, erwarb die Familie Otto Klein aus Enzweiler später das Anwesen. Die heutige Besitzerin ist Lisa Bracken.
12. Taffes
Ehemals Wohnhaus eines Lehrers mit Familiennamen Taffe. Der 1816 geborene Johann Jakob Böß heiratete 1847 die 1827 geborene Elisabeth Katharina Taffe. Die heutigen Besitzer sind Erich und Anita Geiß.
Hochzeit vor „Taffes“ am 8. April 1933, Gustav Adolf Böß (1904 bis 1942) heiratet Ida Molter (1909 bis 1983) aus Dambach.
Altes „Taffes Haus“ mit Bäuerin Ida Böß im Vordergrund.
13. Einerkarls
Ehemals Karl Eigner (1897 bis 1964). Karl Eigner hatte eine Ehefrau namens Lydia, geb. Bamberger, aus Algenrodt. Aus dieser Ehe gingen die fünf Kinder Erich, Hugo, Artur, Erika und Walter hervor. Walter Eigner und seine Ehefrau Lieselotte aus Sinnerthal haben zwei Söhne, Hartmut und Frank. Der heutige Besitzer des alten Elternhauses „Einerkarls“ ist Frank Eigner.
Impressionen aus der früheren Landwirtschaft
Schmißberg war bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts von Landwirtschaft geprägt. Hier einige Eindrücke mit Fotografien, die wir in Archiven gefunden haben.
Schreinersch Richard beim Jauchefahren (links) Helmut Böß hinter Taffes (rechts).
Erwin Burger (links) und sein Opa mähen das Feld.
Eine Gruppe aus Männern steht vor dem Mannheimer Lanz Werk in Mannheim, um einen sogenannten Gemeinschafts-Mähdrescher zu kaufen.
Vor dem Holzschuppen am Haus „Druwe Nickels“ Mitte der 20 Jahre vorne sitzend: Albert Engel, oben von links Gustav Böß, Ludwig Mayer, Richard Eifler, Artur Mayer, ganz rechts unbekannt.
Disclaimer – Dorfchronik
Die im Herbst 2022 erschienene Schmißberger Dorfchronik stellt eine beeindruckende Lektüre dar. Die Dorfchronik erhellt nicht nur die Geschichte Schmißbergs ab der ersten urkundlichen Erwähnung 1367, sondern behandelt auch die zahlreichen archäologischen Funde aus keltischer und insbesondere auch aus römischer Zeit. Florian Tanz vom Fachbereich Klassische Archäologie der Uni Trier stellt in der Schmißberger Dorfchronik beispielsweise in einem reich bebilderten Aufsatz die Forschungsgeschichte und die zahlreichen Befunde aus dem heutigen Schmißberger Umfeld dar.
Dorfchronik behandelt auch gesellschaftliches Leben
Daneben enthält die Dorfchronik aber auch zahlreiche Texte von Schmißbergerinnen und Schmißbergern, die das gesellschaftliche Leben der Gemeinde in der Vergangenheit und der Gegenwart abbilden. Darunter beispielsweise Berichte über die Feste in der Gemeinde sowie der Umbau des Schmißberger Schlachthauses in eine Dorfkneipe.
Die Arbeiten an der Schmißberger Dorfchronik dauerten etwas zwei Jahre. Das Buch ist während der Dorfmoderation und der Corona-Pandemie entstanden, was ein Arbeiten in Präsenz erschwerte. Herausgeber der Dorfchronik ist der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld.
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