Erwin Burger, ein Schmißberger Original: Seine Leidenschaft fürs Miteinander machten ihn zu einem unvergesslichen Bürgermeister.
vom 1. November 2022 I von Rudi Weber
Bürgermeister Erwin Burger (links) dankt dem Kirmesausschuss 2003 für seine geleistete Arbeit
Dieser Text ist zu erst in der Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“ erschienen.
Als ich 1983 in der Heimatgemeinde meiner Freundin und späteren Ehefrau zum ersten Mal auf der Kirmes in Schmißberg war, kam der damalige Erste Beigeordnete Erwin Burger zu mir und verlangte in einem sehr energischen Ton, dass jeder Auswärtige erst „Wassergeld“ zu zahlen habe, bevor er auf die „Freierei“ mit einem Schmißberger Mädchen gehen durfte. „Wassergeld“ war nichts weiter als eine Runde Hochprozentiger für alle.
Leben und politische Karriere
Erwin Burger wurde 1938 in Schmißberg geboren, besuchte die Volksschule und arbeitete danach in der Landwirtschaft seiner Familie. Bereits mit 27 Jahren wurde er 1965 erstmals in den Gemeinderat gewählt und war von 1977 bis 1986 Erster Beigeordneter, um schließlich 1986 vom Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt zu werden. Dieses Amt übte er noch 18 Jahre bis zu seinem Ausscheiden aus dem Gemeinderat 2004 aus. 1994 wurde Erwin Burger mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.
Fokus auf das Miteinander
Da die großen Projekte der Dorfentwicklung seit 1981 im Wesentlichen abgeschlossen waren, lag Erwin Burgers Schwerpunkt als Bürgermeister eindeutig auf der Förderung des sozialen Miteinanders in der Gemeinde. Er organisierte eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Diese lockten auch auswärtige Gäste ins schöne Schmißberg. Im Gemeinschaftshaus fanden regelmäßig Skat- und Bullturniere statt. Es wurden unter seiner Regie auch Wanderungen organisiert, an denen sich ein Großteil der Dorfbewohner beteiligte. Eine ganze Reihe von Ausflügen, die er für die Dorfgemeinschaft organisierte, sind – wie damals im smartphonelosen Zeitalter noch üblich – auf Dias festgehalten. Für Kinder gab es jährlich einen großen Luftballonwettbewerb.
Dorfchronik
Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.
Besonders am Herzen lag ihm der mit ehrenamtlichen Wirten organisierte Wirtschaftsbetrieb im Gemeinschaftshaus, das er mit großer Korrektheit verwaltete. Gab es hier eine kleine Krise, weil zum Beispiel nicht alle Dienste im Gemeinschaftshaus abgedeckt werden konnten, dann galten seine Anstrengungen auf alle Fälle, die gewohnten Öffnungszeiten aufrechtzuerhalten. „Was einmal weg ist, ist weg und kommt so schnell nicht wieder“, pflegte er dann zu sagen.
Durchsetzungsfähigkeit und weite Reisen
Als Bürgermeister, so haben ihn jedenfalls noch viele Ältere in Erinnerung, war er „kein Schwätzer, aber was er sagte, war Gesetz“, erinnert sich sein Vorgänger Erich Geiß. Durchsetzungsfähigkeit wird ihm nachgesagt: Wenn laut Gemeindesatzung die Straße zu kehren war, dann galt das für alle, dafür sorgte Erwin Burger.
Die Gemeinde Schmißberg vertrat er viele Jahre lang als gewähltes Mitglied im Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Niederbrombach. Er galt zwar nicht als der begnadetste Sänger bei den „Schmißberger Krausbergsängern“, war aber von Anfang an bis zur Auflösung der Gesangsgruppe dabei.
Erwin Burger wird als klug und vielseitig interessiert beschrieben. Wie auch für viele andere in der Kriegszeit und den schweren Nachkriegsjahren aufgewachsenen jungen Menschen, konnten aber nicht alle Berufswünsche in Erfüllung gehen. Vielleicht war im Grunde seines Herzens das kleine, in seiner Jugend ärmliche Schmißberg zu eng für ihn. Er wollte immer „über den Tellerrand“ hinausschauen. Dafür steht zum Beispiel seine ausgeprägte Reisetätigkeit, ständig war er unterwegs, „um seiner Hildegard die Welt zu zeigen.“ In den damals beliebtesten deutschen Reisegebieten, wie dem Allgäu, kannte er jede Sehenswürdigkeit. Als sonst noch kein Schmißberger an Fernreisen dachte, waren Erwin und Hildegard schon auf den Malediven oder in Kuba unterwegs.
Menschlichkeit und Vermächtnis
Unbedingt Erwähnung finden muss, dass die kinderlosen Eheleute Burger viele Jahre zwei Mädchen, deren Gesundheit durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sehr belastet war, zu sich nach Schmißberg einluden. Gute Verpflegung, die gesunde Luft und viele schöne Eindrücke bei täglichen Ausflügen zu den Sehenswürdigkeiten des Hunsrücks und an der Mosel, sollten den Mädchen helfen, Kraft und Zuversicht zu tanken.
Erwin Burger diente seiner Gemeinde 40 Jahre lang als Gemeinderatsmitglied, Beigeordneter und Bürgermeister. Er starb am 20. Dezember 2018 und bleibt in unserer Gemeinde unvergessen.
Disclaimer – Dorfchronik
Die im Herbst 2022 erschienene Schmißberger Dorfchronik stellt eine beeindruckende Lektüre dar. Die Dorfchronik erhellt nicht nur die Geschichte Schmißbergs ab der ersten urkundlichen Erwähnung 1367, sondern behandelt auch die zahlreichen archäologischen Funde aus keltischer und insbesondere auch aus römischer Zeit. Florian Tanz vom Fachbereich Klassische Archäologie der Uni Trier stellt in der Schmißberger Dorfchronik beispielsweise in einem reich bebilderten Aufsatz die Forschungsgeschichte und die zahlreichen Befunde aus dem heutigen Schmißberger Umfeld dar.
Dorfchronik behandelt auch gesellschaftliches Leben
Daneben enthält die Dorfchronik aber auch zahlreiche Texte von Schmißbergerinnen und Schmißbergern, die das gesellschaftliche Leben der Gemeinde in der Vergangenheit und der Gegenwart abbilden. Darunter beispielsweise Berichte über die Feste in der Gemeinde sowie der Umbau des Schmißberger Schlachthauses in eine Dorfkneipe.
Die Arbeiten an der Schmißberger Dorfchronik dauerten etwas zwei Jahre. Das Buch ist während der Dorfmoderation und der Corona-Pandemie entstanden, was ein Arbeiten in Präsenz erschwerte. Herausgeber der Dorfchronik ist der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld.
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