Dorfchronik

Schmißberg 1962 bis 1981: Ein Dorf entwickelt sich

Zwei Zeitzeugen und ehemalige Ortsbürgermeister – Erich Geiß und Adolf Schuch – erinnern sich an eine ereignisreiche Epoche in der Dorfgeschichte.

vom 22. Januar 2024 I von Giesela Krauß


Dieser Text ist zu erst in der Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“ erschienen.

Der 1. Januar 1962 ist ein Datum von besonderer Bedeutung für das kleine Dorf Schmißberg im Landkreis Birkenfeld. An diesem Tag wurde Schmißberg nach 29 Jahren wieder selbstständige Gemeinde, nachdem es zuvor im Zuge einer Verwal- tungsreform mit dem Nachbardorf Elchweiler zu einer Gemeinde Elchweiler- Schmißberg zusammengeschlossen worden war. Zu dieser Zeit bestand das Dorf aus 13 Häusern und hatte 85 Einwohner, die alle von der Landwirtschaft lebten.

Im April 1962 wurde in Schmißberg ein neuer Gemeinderat gewählt bestehend aus fünf Mitgliedern: Richard Molter als Ortsbürgermeister, Erich Geiß als Erster Beigeordneter und Erich Burger, Albert Engel und Kurt Schuch als weitere Ratsmitglieder. Richard Molter brachte eine langjährige Erfahrung als Erster Beigeordneter und als Bürgermeister der Doppelgemeinde Elchweiler-Schmißberg mit in sein neues Amt. Mit Tatkraft und Weitblick ging er die Leitung der Ortsgemeinde an und unterstützt von einem fortschrittlich gesinnten Gemeinderat und einer Bürgerschaft, die mitmachte, konnte er seine Ideen erfolgreich in die Tat umsetzen.


Dorfchronik

Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Gemeinde nahm 1962 am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil

So kam es, dass sich Schmißberg schon im April 1962 zur Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ anmeldete und sofort erste Pläne und Arbeiten im Hinblick auf dieses Ziel in Angriff nahm. Es wurde ein Programm für Arbeiten außerhalb und innerhalb des Ortes aufgestellt, die bis zum Besichtigungstermin Anfang Juli ausgeführt sein sollten. Die Schmißberger fertigten zum Beispiel Ruhebänke an und stellten sie an markanten Stellen außerhalb des Ortes auf. Die gemeindeeigene Parzelle inmitten des Ortes („Hohe Wiese“) wurde eingeebnet, um sie als Dorfplatz herzurichten. Und natürlich hatten die Einwohner für Reinlichkeit auf ihren Grundstücken gesorgt. Schmißberg nahm von da an bis 1969 jedes Jahr am Wettbewerb teil. Für die Dorfbewohner war die regelmäßige Teilnahme eine große Herausforderung und spornte sie an, herausragende Leistungen zu vollbringen.

Eine weitere Aktion entsprang dem Wunsch, sich als selbständige Gemeinde zu zeigen. Ein Gemeindewappen wurde entworfen und die Führung des Wappens beantragt. Das Ministerium des Inneren von Rheinland-Pfalz erteilte am 24. Mai 1963 die Genehmigung mit einer Urkunde. Das Wappen trägt in seinem Schildhaupt das rot-silber geschachte Sponheimer Zeichen und weist damit auf seine frühere Zugehörigkeit zur hinteren Grafschaft Sponheim hin. Hammer und Amboss nehmen Bezug auf die Deutung des Namens Schmißberg aus Schmiede.

Molter verhinderte Schießübungen bei Schmißberg

Im April 1962 sah sich die Gemeinde mit einem ernsten Problem konfrontiert. Der Bürgermeister erhielt eine Verfügung des Landratsamts über die „Bereitstellung von Gelände zur Durchführung von Artilleriescharfschießübungen außerhalb des Truppenübungsplatzes Baumholder auf innerhalb des Platzes befindliche Ziele“. Neben fünf anderen möglichen Stellungen wurde auch eine in der Gemarkung Schmißberg in Betracht gezogen und die Ortsgemeinde sollte eine Stellungnahme zur Durchführbarkeit abgeben. Die Gemeindevertretung lehnte aber die Errichtung einer Feuerstelle auf der Gemarkung Schmißberg einstimmig ab. In seiner Stellungnahme vom 2. Mai 1962 legte der Bürgermeister seine Einwendungen und Bedenken dar und lieferte eine überzeugende Argumentation, die er folgendermaßen beendete:

„Zusammenfassend sei nochmals gesagt, dass 1. wegen der erheblichen Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Nutzung der Äcker und der damit verbundenen Existenzgefährdung sowohl der Gemeinde Schmißberg als auch der Siedlung Burbach, 2. wegen der Beeinträchtigung der Jagdnutzung, 3. wegen der evtl. Verhinderung der Vergrößerung des Ortes und 4. der sehr wahrscheinlichen Lärmbelästigung der Bevölkerung der Gemeinden Rimsberg, Schmißberg und der Siedlungen Burbach und Vogelsberg dem geplanten Vorhaben seitens der Gemeindevertretung Schmißberg und der gesamten Bevölkerung von Schmißberg und der vorgenannten Orte niemals zugestimmt werden kann.“ Die Errichtung der Außenfeuerstelle, die für Schmißberg beträchtliche Gefahren und Nachteile mit sich gebracht hätte, konnte so glücklicherweise verhindert werden.


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Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Schmißberg putzt sich für Dorfverschönerungswettbewerb heraus

Angeregt von der Idee der Dorfverschönerung wurden Häuser verputzt oder neu angestrichen, alte Zäune wurden entfernt, es wurden Blumen und Sträucher gepflanzt. Daneben begann man, größere Projekte in Angriff zu nehmen. Das erste war das Anlegen eines gemeindeeigenen Friedhofs. Bis 1960 wurden die Verstorbenen auf dem Friedhof Niederhambach bestattet. Da es dort keine Wasserstelle gab, musste das Wasser zum Gießen der Gräber auf dem steilen Weg von Elchweiler herangeschleppt werden. Der neue Friedhof ist in der Höhe über dem Dorf gelegen.

Freier Blick auf Schmißberg vom neu angelegten Friedhof um 1960.

Es gab dort schon fließendes Wasser aus einer gefassten Quelle. Das ursprünglich steil ansteigende Gelände, das Ackerland der Gemeinde war, musste für die Anlage eingeebnet werden. Die ganze Anlage wurde mit einer Hainbuchenhecke als lebendem Zaun eingefasst und an den vier Ecken mit Thuja bepflanzt. Ruhebänke wurden am Weg über dem Friedhof aufgestellt, von wo man damals noch einen freien Blick auf Schmißberg und Elchweiler hatte. Schon bald wurde ein Kriegerehrenmal für die Gefallenen der zwei Weltkriege errichtet. Zur feierlichen Einweihung zog die Gemeinde vom Haus des Bürgermeisters aus in einer Prozession zum Friedhof. Pfarrer Paul Stöckermann, der auch Schmißberger Bürger war, hielt dort eine Predigt. Die erste Beerdigung fand 1962 statt.

1962: Baubeginn Gemeinschaftsschlachthaus

Das erste große Bauprojekt innerhalb des Dorfes war das Gemeinschaftsschlachthaus. Da die Einwohner alle von der Landwirtschaft lebten und Rinder und Schweine hielten, war ein gemeinschaftliches Schlachthaus zu einer Notwendigkeit geworden. Das Schlachthaus mit Kühlraum wurde 1962 bis 1963 am Rande des neu geschaffenen Platzes mitten im Dorf errichtet. Der Bau war eine gemeinsame handwerkliche Eigenleistung der Bürger mit der Hilfe von Verwandten und Freunden aus anderen Dörfern. Die Kosten des Baumaterials wurden gedeckt, indem jede Familie die gleiche Barleistung erbringen musste. Die spätere Nutzung war frei, nur Nutzer von außerhalb des Dorfes mussten eine Gebühr zahlen. Im Zuge der Dorfverschönerung wurde vor dem Schlachthaus eine Rasenfläche angelegt. Bäume, Sträucher und Blumen schmückten bald den Platz. Es wurden Ruhebänke aufgestellt und der schon vorhandene Brunnen wurde vom Straßenrand an die Stelle des neuen Dorfmittelpunkts versetzt.

Planungssitzung im Schlachthaus 1965, v. l. n. r.: Albert Engel, Hugo Müller, Winfried Caspari, Erich Burger, Adolf Schuch, Richard Molter, verdeckt Richard Eifler, Karl Schneider. (Foto Erich Geiß)

Entscheidung für Neubaugebiet war „bahnbrechend“

Bahnbrechend für die weitere Entwicklung des Dorfes war die Entscheidung, Neubaugebiete rings um das Straßendorf zu erschließen. Ein Wachsen des Ortes war erwünscht, doch wollte man keine Gewerbe- und Industriegebiete an den Ort ziehen, denn der Charakter des Ortes als Erholungs- und Wohngemeinde sollte erhalten bleiben. Bürgermeister Molter beobachtete genau die Trends und Veränderungen in seiner Gemeinde Schmißberg und in der Stadt Birkenfeld. Er verarbeitete sie zu einer zukunftsorientierten Idee und ergriff die Initiative. Zusammen mit dem Gemeinderat erstellte er einen detaillierten und begründeten Bebauungsplan, der am 12.12.1964 dem Landratsamt Birkenfeld vorgelegt wurde. Darin heißt es, dass es noch zehn landwirtschaftliche Betriebe im Ort gibt, aber inzwischen fünfzehn Pendler außerhalb der Gemeinde arbeiten.

Ein Trend vom rein landwirtschaftlichen Dorf zur Wohngemeinde ist also bereits zu erkennen. Die Notwendigkeit der Baulanderschließung ergibt sich aus der Nähe der Gemeinde Schmißberg zur Stadt Birkenfeld und zur Garnison und dem hohen Baulandbedarf, den die Stadt Birkenfeld nicht befriedigen kann. Es gibt eine große Anzahl Bauwilliger aus der Garnison, die in Schmißberg bauen und wohnen wollen. Von Bedeutung für die rege Nach- frage nach Bauland in Schmißberg ist der geringe Baulandpreis, der es einer ganzen Schicht Bauwilliger, die in der Stadt nicht bauen können, ermöglicht, dort Eigenheime zu errichten.

Reger Baubetrieb in der Hauptstraße im September 1974 (Foto Erich Geiß)


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Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Gemeinde investierte 112.000 DM in Neubaugebiete

Der Bebauungsplan umfasst drei Teilgebiete: Das Teilgebiet „In der Gaß“ (heute „Am Stabsberg“) legt sich im Halbkreis östlich, das Teilgebiet „Lacher Hübel“ (heute „Im Grünesfeld“) nordwestlich um den alten Ort. Das Teilgebiet „Pferdsweide“ (heute „Waldstraße“) liegt als westliche Ortserweiterung zwischen der Kreisstraße 8 und Kreisstraße 9. Die Erschließung soll in drei Abschnitten erfolgen. Der Plan enthält eine genaue Aufstellung aller mit der Erschließung verbundenen voraussichtlichen Kosten für etwa 70 Bauplätze, Gesamtsumme etwa 112.000 DM. Am 20. August 1965 wurde der Bebauungsplan genehmigt.

Mit dem Ausbau des Neubaugebiets war ein beachtlicher Zuwachs an Einwohnern zu erwarten. Zu den bestehenden 14 Häusern sollten Bauplätze für 60 bis 70 Häuser dazukommen! Dies machte die Notwendigkeit eines Gemeinschaftshauses noch viel dringender als sie es ohnehin schon war, denn im Dorf gab es keine Gaststätte und keinen größeren Saal für Treffen und Gemeinschaftsveranstaltungen. Für Familienfeiern wie Hochzeit, Konfirmation, Beerdigungskaffee mussten im Haus der Familie Zimmer ausgeräumt werden, um Platz zur Bewirtung der Gäste zu haben. Gemeinderatssitzungen und Wahlen fanden in der großen Küche des Bürgermeisters statt. Ein Treffen nach Feierabend war nur im kleinen Ladengeschäft der Familie Schuch möglich.

Bau des Gemeinschaftshauses forciert

Der Bürgermeister und sein Gemeinderat wurden nun aktiv und planten zielstrebig den Bau eines Gemeinschaftshauses in Schmißberg. Sie begannen damit, sich intensiv zu informieren, indem sie Orte in Rheinland-Pfalz besuchten, in denen im Zuge der Dorfverschönerungswettbewerbe ein solches Haus schon gebaut worden war. Sie luden auch interessierte Bürger ein, an einer Informationsfahrt teilzunehmen und mieteten dafür einen Bus. So sammelte man in vielen Gesprächen mit anderen Gemeinden wertvolle Informationen über die Anlage und Ausgestaltung eines Gemeinschaftshauses. Auch in der Frage, wo das Haus stehen sollte, ließ man sich beraten. Die Vorstellung war, dass es neben dem Schlachthaus gebaut werden sollte.

Der damalige Amtsbürgermeister hielt den Standort am Stabsberg für besser. Und er hatte recht: Die höhere und freiere Lage am Ortsrand mit Blick zum Hochwald war eindeutig die bessere Wahl. Die Finanzierung des Hauses – der Bau kostete 154.000 DM – war natürlich eine arbeitsreiche Aufgabe. Da es sich um ein gemeinnütziges Projekt handelte, konnte man Zuschüsse von mehreren Seiten einwerben. So gelang es, Zuschüsse vom Land, vom Kreis, von der Kirche und von der Jagdgenossenschaft zu erhalten. Dazu kamen Eigenmittel der Gemeinde und – ganz wesentlich – unzählige Stunden anstrengender handwerklicher Arbeit der Schmißberger Bürger.

Eigenleistung beim Neubau des Gemeinschaftshauses.


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Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Gemeinschaftshaus Schmißberg war erstes im Kreis

Schließlich wurde das Dorfgemeinschaftshaus mit Sitzungssaal, Jugendraum und Feuerwehrgeräteraum in den Jahren 1966 bis 1968 als eines der ersten im Landkreis gebaut. Am 22. August 1968 wurde das Haus eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.

„Dieser Tag brachte die Krönung der Gemeinschaftsleistung eines kleinen Dorfes im Kreise Birkenfeld. Zur Feier waren außer dem Landrat Dr. Beyer Bundes- und Landtagsabgeordnete, Bürgermeister, Vertreter von Schule und Kirche erschienen. Nach Begrüßungs- und Dankesworten des tatkräftigen Bürgermeisters Richard Molter ging der Landrat auf die Bedeutung dieses Baues ein, er zeuge von der auf- opferungsvollen Arbeit einer Gemeinde, er setze den Bemühungen um die Dorfverschönerung die Krone auf und zeige, daß auch in kleinen Dörfern manchmal mehr Leben stecke als in den großen.«

So beschreibt Rudolf Becker, ehemaliger Lehrer in Schmißberg, den großen Tag der Einweihung in seinem Artikel „Schmißberg – ein Dorfbild“, der im Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld 1971 erschien.

Die Schmißberger Frauen waren stolze Gastgeberinnen und beköstigen die zahlreichen Gäste bei der Einweihung des Gemeinschaftshauses. Vorne v. l. n. r.: Edith Kämmerling, Sigrid Engel, Hildegard Burger, 2. Reihe: Irmgard Eifler („Schreinersch“), Thea Engel, Anita Geiß, Agnes Caspari. 3. Reihe: Gerda Loose, Leni Schuch, Irmgard Eifler, Elli Schneider, Dora Emmert, Erna Gärtner, Karin Albrecht, Lieselotte Eigner. (Foto Adolf Schuch)

1969: Schmißberg in seiner Selbständigkeit bedroht

Im Jahr 1969 sah sich das kleine Dorf Schmißberg wieder einmal in seiner Selbstständigkeit bedroht. Die Landesregierung Rheinland-Pfalz hatte im Februar 1969 ein Gesetz über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz herausgebracht, wonach sie ermächtigt war, Gemeinden mit weniger als 300 Einwohnern aufzulösen und aus ihnen neue Gemeinden zu bilden oder sie in bereits bestehende Nachbargemeinden einzugliedern.

Schmißberg war eine solche Kleinstgemeinde und musste damit rechnen, seine Selbstständigkeit zu verlieren. Dagegen wehrte sich der Gemeinderat vehement und Ortsbürgermeister Molter verfasste ein Schreiben, das er an alle Stellen der Verwaltungshierarchie von Rheinland-Pfalz schickte, vom Ministerpräsidenten und dem Innenminister angefangen über den Regierungspräsidenten der Bezirksregierung Koblenz und den Landrat des Kreises Birkenfeld bis hin zu der Verbandsgemeinde Birkenfeld und mehreren Landtagsabgeordneten. In diesem Schreiben vom 2. Dezember 1969 begründete er mit schwerwiegenden Argumenten das Nein zur etwaigen Auflösung seiner Gemeinde. Er beschreibt die ungünstigen Erfahrungen aus der Zeit der Doppelgemeinde mit Elchweiler und argumentiert, dass sich die Gemeinde Schmißberg in den Jahren nach der Trennung auf allen kommunalen Gebieten sehr gut entwickelt hat.

Schmißberg überzeugte als „kleine Gemeinde“

Kernstück seiner Argumentation ist die Aufwärtsentwicklung des Ortes: Es wurde ein Bebauungsgebiet erschlossen, das schon zum größten Teil bebaut ist, die Bevölkerungszahl hat infolgedessen in den letzten fünf Jahren um ein Drittel zugenommen. Die Erschließung eines weiteren Baugebietes steht bevor. Unter starker Mithilfe der Bevölkerung wurde ein Gemeinschaftshaus errichtet. Außerdem beteiligt sich die Gemeinde Schmißberg seit Jahren an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“, wobei sie bisher zahlreiche Preise auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene erzielte. Molters gewichtige Schlussfolgerung: „Es hat sich gerade in Schmißberg bewiesen, dass auch kleine Gemeinden durchaus entwicklungsfähig sind.“

Aus einem Antwortschreiben vom 10. Dezember 1969 des damaligen Landrats Dr. Walter Beyer, der Schmißberg als besonders schönes Dorf seines Landkreises schätzte, geht hervor, dass er die Argumentation des Bürgermeisters voll akzeptiert und unterstützt und dass er sich in seiner Stellungnahme an die Bezirksregierung für die Erhaltung der Gemeinde ausgesprochen hat. Schmißberg blieb selbstständige Gemeinde und verdankte dies seinem vorausblickenden und mutigen Bürgermeister und seinen tatkräftigen und fleißigen Bürgern.


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Dieser Artikel ist Teil der im Herbst 2022 erschienenen Schmißberger Dorfchronik „Schmißberg 1367 bis 2022“. Die Chronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) erworben werden.


Infrastruktur ebenfalls ausgebaut

Mit der Vergrößerung des Dorfes durch die Neubaugebiete Mitte der 1960er Jahre war es dringend erforderlich, eine den Veränderungen angepasste Infrastruktur zu schaffen. Damit begann eine lange Phase reger Bautätigkeit in Schmißberg. Der Bau des Gemeinschaftshauses war ein großer Auftakt. Danach standen Kanalisation, Wasserversorgungsanlage und Straßenbau auf dem Arbeitsprogramm. 1972 bis 1973 wurden 600 Meter Abwasserrohre im Dorf und in den drei Teilen des Neubaugebiets verlegt, die das Abwasser in eine vorläufige Klärgrube leiteten.

Schon 1964 war die Wasserversorgung verbessert und sichergestellt worden, als durch Tiefbohrung „In der Lach“ eine Quelle erschlossen und an den vorhandenen Hochbehälter von 1912 angeschlossen wurde. 1974 wurde das 1912 installierte Wasserrohrnetz im Dorf erneuert und 1977 wurde das gesamte Neubaugebiet an die Wasserversorgungsanlage angeschlossen. Von 1973 bis 1979 erfolgte der Ausbau der Kreisstraße 9 und sämtlicher Ortsstraßen, einschließlich Straßenbeleuchtung.

Erschließung des Neugebietes „Am Stabsberg“ 1976. (Foto Erich Geiß)
Straßenneubau „Hohe Wiese“ im August 1979.

1973: Neue Straßen benannt

Im Jahr 1973 wurden die Straßennamen für alle Ortsstraßen festgelegt: Hauptstraße, Hohe Wiese, Am Stabsberg, Waldstraße, Im Grünesfeld und Birkenfelder Straße.

1973 wurden Am Stabsberg und Waldstraße ausgebaut. In der Waldstraße wurde gleichzeitig ein Parkplatz für Besucher des Gemeinschaftshauses angelegt. In demselben Jahr wurde auch die Kreisstraße 9 zwischen Rimsberg und Elchweiler ausgebaut. 1974 folgte die Hauptstraße. Bevor 1960 eine Teerstraße gebaut wurde, hatte es nur einen breiten Feldweg mit Regenrinne aus Pflastersteinen gegeben. Die Straße wurde vollkommen renoviert und erhielt beidseitig einen Bürgersteig. Alle anderen Straßen haben nur auf einer Seite einen Bürgersteig.

1975 wurde Im Grünesfeld ausgebaut und 1979 wurden „Hohe Wiese“ und „Birkenfelder Straße“, die noch Feldwege waren, asphaltiert. Abschließend wurden die Ortsstraßen mit Straßenlaternen und reflektierenden Ortsnamensschildern ausgestattet.

Noch zwei komfortable Neuerungen ergänzten die Straßenausstattung in der Hauptstraße: eine Telefonzelle (1974) und eine Wartehalle (1978) neben der Bushaltestelle, die seit Mai 1971 von Bahn- bzw. Postbussen der Buslinie „Trier – Birkenfeld – Idar-Oberstein“ täglich 25-mal angefahren wurde. Vorher war die Haltestelle ein Kilometer entfernt an der Bundesstraße 41 beziehungsweise in Elchweiler.

Das Neubaugebiet Im Grünesfeld 1979 (Foto Erich Geiß)

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Einwohnerzahlen steigen

Parallel zu den vielen Infrastrukturmaßnahmen liefen die Suche nach Käufern und Bauträgern und die Bebauung der ausgewiesenen Grundstücke im Neubaugebiet. Baubeginn war schließlich 1967 „Am Stabsberg“, nachdem ein Investor gefunden werden konnte. Es war die Firma Kalweit, die Fertighäuser herstellt. Sie kaufte mehrere Bauplätze, um dort ihre Fertighäuser aufzubauen und zum Kauf anzubieten.

Das erste Haus, die heutige Nr. 8, wurde zunächst als Musterhaus eingesetzt, so dass potentielle Käufer sich intensiv informieren konnten. Insgesamt errichtete die Firma Kalweit zu beiden Seiten der Straße vierzehn Häuser und bot dabei eine Auswahl von drei verschiedenen Haustypen an. Am anderen Ende der Straße „Am Stabsberg“ baute 1976 die Fertighausfirma OKAL zwei Musterhäuser und verlegte damit ihr Musterhauszentrum von Idar-Oberstein nach Schmißberg. Einige Jahre lang herrschte vor allem an Sonntagen reger Besuchsverkehr, wenn potentielle Kunden der Firma ins Dorf kamen, um die Häuser zu besichtigen. Anfang der 1980er Jahre kauften Familien die Häuser, die ihren Wohnsitz nach Schmißberg verlegen wollten.

Auch andere Teile des Neubaugebiets wurden nach und nach verkauft und bebaut. Die Käufer kamen aus Birkenfeld und Idar-Oberstein, ein großer Teil von ihnen waren Soldaten und Offiziere der Bundeswehr. Die Zahl der Wohnhäuser und damit die Einwohnerzahl sind im Laufe der 1970er Jahre kontinuierlich gewachsen. Hier ein Überblick über die Entwicklung:

Die Entwicklung der Einwohnerzahlen der Gemeinde Schmißberg von 1960 bis 1982.

Ortsbild veränderte sich

Das Ortsbild hatte sich dadurch verändert, das Straßendorf war zu einem locker bebauten Haufendorf geworden. Auch in der Berufsstruktur der Erwerbstätigen hatte sich ein Wandel vollzogen. 1960 war Schmißberg noch ein reines Agrardorf, jedes Haus war ein landwirtschaftlicher Betrieb. 1977 gab es noch zwei landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe und vier Nebenerwerbshöfe. 1980 waren es nur noch fünf Nebenerwerbshöfe, wo in geringem Maß sowohl Ackerbau als auch Viehzucht betrieben wurden. Der Trend zur Nebenerwerbswirtschaft und zum völligen Aufgeben der Landwirtschaft hatte verschiedene Gründe.

In Zeiten des Wirtschaftswunders war es leicht, eine Arbeit mit besserer Bezahlung und geregelter Arbeitszeit sowie Urlaub zu finden. Andere gaben den Hauptwirtschaftsbetrieb auf wegen der allgemeinen Entwicklung in der Landwirtschaft. Ihre Kleinbetriebe waren unrentabel geworden und konnten nicht mehr mithalten mit denen, die sich spezialisierten und Großbetriebe aufbauten. Da es einen Bedarf an Bauland gab, verkauften sie einen Teil ihrer Flächen als Bebauungsgrundstücke. Den Rest verpachteten sie an Landwirte in den Nachbardörfern.

Neubaugebiet Waldstraße August 1973 (Foto Erich Geiß).

Immer mehr Erwerbstätige suchten und fanden Arbeit außerhalb des Dorfes. Die neu hinzugezogenen Erwerbspersonen übten keinen landwirtschaftlichen Beruf aus und waren ausnahmslos Auspendler. So entwickelte sich Schmißberg innerhalb von zwanzig Jahren von einem rein landwirtschaftlichen Dorf zu einem Wohndorf für Auspendler. Die meisten Berufstätigen arbeiteten im öffentlichen Dienst in Verwaltungen und Ämtern, bei der Bundeswehr und in Schulen, ein Teil im Sektor Industrie und Handwerk und ein kleiner Teil im Sektor Handel und Verkehr. Sie pendelten zu ihren Arbeitsstätten in der Kreisstadt Birkenfeld, in Idar-Oberstein, in Neubrücke und Baumholder.

50 Jahre später – Entwicklung geht weiter

In Schmißberg wird im Sommer 2020 Glasfaserkabel verlegt. Wegen der Corona-Pandemie habe sich die Arbeiten verzögert.

Die Modernisierung der Stromversorgung durch Erdverkabelung und Abbau der Dachständer und die gleichzeitige Verlegung von Glasfaserkabel für „High Speed“ Internet im Zeitraum 2020 bis 2021 bedeutet für Schmißberg einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt.


Disclaimer – Dorfchronik

Die im Herbst 2022 erschienene Schmißberger Dorfchronik stellt eine beeindruckende Lektüre dar. Die Dorfchronik erhellt nicht nur die Geschichte Schmißbergs ab der ersten urkundlichen Erwähnung 1367, sondern behandelt auch die zahlreichen archäologischen Funde aus keltischer und insbesondere auch aus römischer Zeit. Florian Tanz vom Fachbereich Klassische Archäologie der Uni Trier stellt in der Schmißberger Dorfchronik beispielsweise in einem reich bebilderten Aufsatz die Forschungsgeschichte und die zahlreichen Befunde aus dem heutigen Schmißberger Umfeld dar.

Dorfchronik behandelt auch gesellschaftliches Leben

Daneben enthält die Dorfchronik aber auch zahlreiche Texte von Schmißbergerinnen und Schmißbergern, die das gesellschaftliche Leben der Gemeinde in der Vergangenheit und der Gegenwart abbilden. Darunter beispielsweise Berichte über die Feste in der Gemeinde sowie der Umbau des Schmißberger Schlachthauses in eine Dorfkneipe.

Die Arbeiten an der Schmißberger Dorfchronik dauerten etwas zwei Jahre. Das Buch ist während der Dorfmoderation und der Corona-Pandemie entstanden, was ein Arbeiten in Präsenz erschwerte. Herausgeber der Dorfchronik ist der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld.

Das Cover der Schmißberger Dorfchronik

Die Dorfchronik mit mehr als 230 Seiten kann zum Preis von 23 Euro bei Ortsbürgermeister Rudi Weber (06782 – 40439) aber auch per Mail unter info@schmissberg.de erworben werden.


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